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Wer lacht hat noch Reserven. Eine humoristische Aufarbeitung

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„Dunkel war’s, der Mond schien helle“ – na, gehören Sie zu der Generation, die dieses Scherzgedicht und seine vielen Strophen (noch) kennt? Ich habe mich vor kurzem daran erinnert, als ich meinem Gegenüber von einer beruflichen Erfahrung berichtete, in der grundsätzlich das Gegenteil von dem gemacht wurde, was angekündigt war. Ich konnte etliche Strophen aus meinem Gedächtnis abrufen. Mein Gegenüber übrigens auch.

Der Ursprung des Gedichts „Dunkel war’s“ ist unbekannt, auch wenn Goethe häufig als mutmaßlicher Autor genannt wird. Belegt ist das nicht. Es kursieren heute unzählige Varianten des Gedichts, das von sich gegenseitig ausschließenden, sich widersprechenden Begriffen, sogenannte Oxymora, geprägt ist. Entsprechende „Phrasen-Dresch-Maschinen“ kann man auch bei Amazon kaufen, muss man aber nicht. Das wahre Leben hat davon genug zu bieten.

Handlungswidersprüche begegnen uns ständig, im Alltag, in der Politik und auch in Organisationen. Das eine sagen, während man das Gegenteil dessen tut. Etwa: „Wir nehmen das sehr ernst.“, „Bei uns stehen die Kunden im Fokus.“, „Wir sind super aufgestellt.“, „Wir haben eine ausgeprägte Fehlerkultur.“. Mag sein, dass das in Ihrer Organisation tatsächlich so ist. (*Daumen hoch!) Oft aber haben wir es eher mit einem sogenannten „Reality Gap“, mit einer Realitätslücke zu tun. Wenn diese Realitätslücke sehr groß ist, weil Sagen und Tun eklatant auseinanderfallen, dann hat das Konsequenzen – auf die Kündigungsquote zum Beispiel. Eine Personalerin erzählte mir, sie hätten nach einem langwierigen und kostenintensiven Suchprozess eine neue Führungskraft eingestellt. Diese sei kurze Zeit später wieder gegangen. Die Realität habe mit den Versprechungen nichts gemein gehabt. Das sei in ihrem Unternehmen leider kein Einzelfall. Dabei habe man doch so viel ins Employer Branding investiert. Das Wort Probezeit bekäme eine ganz neue Bedeutung.

Bitter! Vor allem dann, wenn keine Lehren gezogen werden. „Jammer-, jammerschade“. Eine Investition in den Abbau von Handlungswidersprüchen rentiert sich mehr, als vorne das Firmenschild zu polieren, während es aus der Scheunentür zur Rückseite stinkt. Im Kontext der Resilienz sind Handlungswidersprüche auf Dauer tödlich. Zum einen, weil wertvolle Zeit vergeudet wird, in der man an der Ausgangslage tatsächlich hätte arbeiten und Chancen und Potenziale hätte entdecken können. Zum anderen, weil man nicht meinen muss, dass Stakeholder zu naiv wären, die Reality Gaps aufzudecken. Ganz im Gegenteil: Sie ziehen daraus Konsequenzen im Hinblick auf ihr Kaufverhalten, ihre Investitionsbereitschaft, ihre Duldsamkeit & Co. – oder eben auch auf ihre Kündigungsbereitschaft!

Handlungswidersprüche sind auch darum auf Dauer tödlich, weil sich diese Phrasen in den Organisationen zu verfestigen drohen, Menschen in den Organisationen mitunter tatsächlich an die Phrasen glauben und damit ihre Sensorik für Anomalien immer schwächer wird. Gerade aus den Reality Gaps erwachsen häufig Krisen. Ich weiß, um es mit Ally Condie („Die Flucht“) zu sagen: „Es wäre viel einfacher, die Welt so darzustellen, wie ich sie gern hätte, als herausfinden zu müssen, wie sie wirklich ist.“ Aber… wer wahrhaft an einer Lösung interessiert ist, kommt mit Schaulaufen nun mal nicht weiter. Hasen, die das versuchen, sind mitunter bereits tot.

Bilder:

Illustration Klowand: MEISSNER The Resilience Company GmbH

Jana Meißner Resilienz-Expertin
Autor

Jana Meißner

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